„Resilienz-Strategien für Remote Work & Homeoffice“

In diesem Family & Friends Resilienz-Webinar gibt Dir die Resilienz-Expertin Ella Gabriele Amann einen Überblick über die neuen Anforderungen an Deine Selbst-Organisation. Sie zeigt dabei 8 typische Probleme & Herausforderungen beim Home-Office auf. Du lernst anschließend 4 einfache Remote-Work Resilienz-Strategien für Dich und Deine Arbeit kennen und 4 einfache Home-Office Resilienz-Strategien für Dich und Deine Familie.

Nimm Dir Zeit für gute Entscheidungen in Sachen Homeoffice

| Ein Beitrag von Stefanie Diehl

Homeoffice – Nur ein Provisorium oder eine neue, feste Einrichtung?

Mit Corona ist auch das leidige Thema Homeoffice zu einem Dauerbrenner geworden. Auch nach über einem Jahr befinden sich viele Mitarbeitende immer noch in einem „Provisorium“ und das, obwohl es kein zurück mehr geben wird  und der hybride Arbeitsplatz auch in Zukunft eine Realität bleiben wird.
 
Spätestens mit dem zweiten Corona-Jahr müssen viele Mitarbeitende daher in die Selbstverantwortung gehen, wichtige Entscheidungen treffen und aufhören ständig „faule“ Kompromisse zu machen. Das Arbeiten am Fenster- oder am Bügelbrett, die schlechte Internetverbindung, sich Computer mit den Kindern teilen, die Küche als Büro umfunktionieren oder die Rückenschmerzen vor dem Sofa-Schreibtisch ignorieren.

Raus aus der Opferrolle

Für jeden sollte die Arbeit im Homeoffice so nachhaltig verbessert werden, dass das Homeoffice zum liebsten Arbeitsplatz der Welt wird. 
Dabei hilft es nicht abzuwarten, bis das Unternehmen endlich für die neue Kamera sorgt oder dier irgentwann einmal von selbst verstehen, dass Mama in dem Zimmer arbeitet und nicht zum Spielen daheim ist.
 
Resiliente Mitarbeitende werden selbst aktiv. Sie verlassen die Opferrolle und machen lieber einen kleinen ersten Schritt in Richtung Veränderung, als gar nichts zu tun und passiv zu bleiben. Das Erleben von Selbstwirksamkeit setzt daher einen gewissen Mut und Tatkraft voraus.
Resilienz-Zirkel-Training (RZT) Selbstverantwortung

Entschlossenheit und Willenskraft im Homeoffice

Um aus der Opferhaltung auszusteigen ist es wichtig Klarheit über die Objektiven Bedingungen ihrer Arbeitssituation im Homeoffice zuerlangen. Diese Fragestellungen helfen Dir dabei herauszufinden, was für Dich in Sachen Homeoffice wichtig ist, welche Entscheidungen Du treffen musst bzw. welche Dinge es zu ändern gilt.

  • Wie hoch schätze ich meine Produktivität im Homeoffice ein (1 gering – 10 hoch)?
  • Welche Faktoren reduzieren meine Produktivität – Mache eine Liste mit Gründen die im Job liegen
  • Welche Faktoren reduzieren meine Produktivität – Mache eine Liste mit Gründen die in deinem Umfeld Zuhause
  • Welche Faktoren reduzieren meine Produktivität – Mache eine Liste mit Gründen die mit Dir zu tun haben
  • Möchte ich auf dieser Skala etwas nach oben wandern? Wenn ja, wie hoch?
  • Welche Entscheidungen muss ich bezüglich der Punkte auf den Listen trefffen, damit ich Produktiver werde?
  • Was müsste ich verändern, neu oder anders gestalten, damit ich produktiver arbeiten kann?

Kluge Entscheidungen brauchen gute Gefühle

Die Übernahme von Selbstverantwortung spiegelt sich vor allem darin wieder, ob wir es schaffen für uns gute Entscheidungen zu treffen. Wir entscheiden uns auch häufig auf die Schnelle und haben danach ein ungutes Gefühl. Wir lassen uns auf für uns nachteilige Kompromisse ein oder schieben Entscheidungen ewig vor uns her. Wir fühlen uns unsicher, zu langsam und einfach nicht mehr Herr oder Frau der Lage. Wie kommen wir wieder zurück zu mehr Selbstverantwortung? Wie können wir kluge Entscheidungen treffen? Am Ende landen wir in der Opferposition, fühlen uns ohnmächtig und hilflos.

Somatische Marker – Dein Navigations-System für gute Entscheidungen

Gute Entscheidungen Sachen Homeoffice zu treffen fördert unmittelbar Deine Zufriedenheit und stärkt Deine Kompetenzen im Umgang mit anderen Menschen und Deinen Arbeitsaufgaben. Ob Du Durch Deine Entscheidungen schon das rechte Maß an Zufriedenheit erreicht hast, das zeigen Dir Deine positiven somatischen Marker.

Der Neurowissenschaftler Antonio Domasio erforschte somatische Marker als zuverlässiges Navigationssystem für eine gute Entscheidungsgrundlage im Alltag. Unser Körper schickt uns also somatische Marker in Form von Körpersignalen und Gefühlen, die uns als Entscheidungshilfe oder Entscheidungsparameter dienen.

Somatische Marker steuern unser Vermeidungs- oder Annäherungsverhalten. Sie signalisieren uns, ob wir auf etwas zugehen oder etwas vermeiden wollen. Negative somatische Marker sind als Alarmsignal zu verstehen. Haben wir positive Körpersignale oder -gefühle, so können wir uns mit Selbstsicherheit für etwas entscheiden.

Stärke Deine Eigenwahrnehmung

Wichtige Voraussetzung für gute Entscheidungen mit Selbstsicherheit ist die eigene Wahrnehmung, also die äußere und innere Körperwahrnehmung der somatischen Marker. Dies ist sehr individuell. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dich mit Deinem eigenen Signalsystem auskennst und weißt, wie Du es richtig interpretieren kannst. Gerade in unserer Zeit, wo die Außenwelt wenig verlässliche Werte und Entscheidungshilfen bietet, benötigen wir also eine Selbstkompetenz, die uns hilft zu entscheiden, was gut für uns ist.

Die Psychologin Dr. Maja Storch von der Universität in Zürich hat sich mit dem Thema “kluge Entscheidungen” beschäftigt. Sie beschreibt, dass das menschliche Gehirn nicht nur Fakten, sondern auch Emotionen verarbeitet, die eine Veränderung in Körperausdruck und Mimik hervorrufen. Darüber hinaus treffen wir Entscheidungen aufgrund von Vorgängen im Bewusstsein und ganz entscheidend auch aufgrund von Prozessen im Unterbewusstsein.

Die Kraft des Unbewussten nutzen

Im Unbewussten arbeitet für uns das emotionale Erfahrungsgedächtnis, das Erlebnisse in Form von Gefühlen und Körperempfindungen bereits vor unserer Geburt speichert. Es enthält unsere gesamte Lebenserfahrung und damit Wissen von unschätzbarem Wert. Es funktioniert blitzschnell, während unsere Denkprozesse aus dem Verstand heraus nur langsam funktionieren und bei zu viel Information schnell überfordert sind. Der Verstand arbeitet sehr präzise und analytisch, dafür langsam – unser Erfahrungswissen schnell, dafür diffus.

Beide Entscheidungssysteme haben Stärken und Schwächen, die sich wunderbar ergänzen. Kluge Entscheidungen können Sie also fällen, wenn Sie beide Entscheidungssysteme, bewusste Verstandstätigkeit und emotionales Erfahrungsgedächtnis, gekonnt situationsbedingt kombinieren und koordinieren. Laut Dr. Maja Storch laufen diese Prozesse wie folgt ab: Zunächst gelangt ein Wunsch oder ein Bedürfnis aus dem Unterbewusstsein ins Bewusstsein. Dann werden mit Hilfe des Verstandes Analysen vorgenommen, pro und contra gegeneinander gestellt, was jedoch nicht zur Entscheidung führt. Erst mit einem “Los”-Signal aus dem Unterbewussten, dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis, wird der Impuls zum Handeln gegeben.

In drei Schritten zur guten Entscheidung

Positive somatische Marker sind also unser Hinweis darauf, was gut für uns ist. Um kluge Entscheidungen für unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit zu treffen, benötigen wir Zugriff auf unseren Wissensspeicher. Dieser sagt uns, was gut für uns ist. Nur so können wir die richtigen Entscheidungen treffen, die uns in Richtung konkrete eigene Ziele führen.

Nr. 1

Lernen Deine positiven somatischen Marker kennen!

Deine Aufgabe besteht darin, zu erforschen, wie sich Deine positiven somatischen Marker bei Dir persönlich zeigen. Was sind Ihre positiven somatischen Marker? Nehmen Dir immer dann ein wenig Zeit, wenn Du eine Entscheidung treffen sollst oder getroffen hast beobachte, was Dir Dein Körper Ihnen verrät. 

  • Bei manchen Menschen treten sie einfach als Körperempfinden, wie z.B. als angenehmes Gefühl im Bauch, auf.

  • Andere nehmen sie als positive Emotion wahr, z.B. als wunderbares Freiheitsgefühl in der Brust.

  • Auch im Kopf können sich somatische Marker zeigen, z.B. als klares oder helles Bild.

  • Manche Menschen spüren Sie am ganzen Körper, wie ein Kribbeln oder ähnliches. Wieder andere haben ganz feine Signale.

Notiere Dir in einem kleinen Büchlein welche somatischen Marker Du wahrnehmen kannst und notiere für welche Entscheing zu stehen.

Nr. 2

Nehme auch die negativen somatischen Marker wahr!

Auch negative somatische Marker geben Dir wichtige Hinweise auf das Wissen Deines emotionalen Erfahrungsgedächtnisses. Negative somatische Marker lassen sich z.B. identifizieren als:

  • Ein Zittern in den Beinen, insgesamt ein instabiles Gefühl,

  • ein Gefühl von Ohnmacht, ein schlechtes Gefühl im Bauch,

  • Engegefühl in der Brust,

  • Druck im Nacken, Gefühl von einer großen Last, etc.

  • Gefühle von Unsicherheit, Wut oder Ärger

Nehmen die negativen somatischen Marker wahr und notieren Dir, wie sie sich bei Dir genau zeigen. Lasse Dir Zeit, sich mit Ihnen  vertraut zu machen. Negative somatische Marker sind Dir meist vertrauter als positive.

Nr. 3

Kluge Entscheidungen treffen!

Um kluge Entscheidungen zu treffen benötigst Du ein psychisches Wohlbefinden, das entsteht, wenn die Bewertung aus emotionalem Erfahrungsgedächtnis (unbewusst) und die Analyse des Verstandes (bewusst) in gleicher Weise ausfallen. Ist dies von vornherein gegeben, dann können Sie mit Selbstsicherheit eine kluge Entscheidung treffen.

Nachdem Du nun gelernt hast, Deine positiven und negattiven somatischen Marker zu unterscheiden, kannst Du Dir Dein Homeoffice-Liste zur Hand nehmen. Horche in Dich hinein. Welche erste Entscheidung bist Du bereit zu treffen? Wem gegenüber bist Du bereit über Deine Bedürfnisse zu sprechen und zu sagen, was Du Dir wünscht und was Du brauchst, damit es Dir im Homeoffive besser geht.

Achte darauf, dass Du Dich erst zufrieden gibt mit Deiner Entscheidung, wenn sich die Dinge für Dich so gestalten, dass Du ein eindeutig gutes Gefühl dabei hast. Solange dies noch nicht der Fall ist, treffe weitere kleine oder größere Entscheidungen, die Dir das Gefühl geben die volle Verantwortung für Deine Situation übernommen zu haben. Es geht nicht darum, dass alles im Homeoffive perfekt oder optimal ist. Es geht darum, dass alles auf Deiner persönlichen Entscheidungen beruht. Das Positive, wie das Negative. Beispiel

Es ist nicht optimal, dass ich im Homeoffice am Küchentisch arbeiten muss. Doch es ist meine Entscheidung dies zu tun, weil ich mich bewusst dagegen entschieden habe 3 Bücherregale abzubauen, damit ich dort einen neuen Schreibtisch hinstellen kann. Im Moment sind mit die Bücherregale noch wichtiger als der neue Schreibtisch. Das kann sich in Zukunft ändern. Das kann ICH in Zukunt jederzeit ändern. Mit dieser Entscheidung kommt Gestaltungskraft und damit Ruhe ins System.

Das auch negative Zustände mit einer selbstbewussten und positiven Entscheidung zu tun haben können, ist für viele Menschen ein ungewohnter Gedanke. Durchforste Daher jeden Punkt auf Deiner Home-Office-Liste, und treffe solange Entscheidungen, bis Du mit der Gesamtsituation zufrieden sein kannst und Dir dabei bewusst bist, dass Du jederzeit auch wieder etwas ändern kannst.

Entscheidungsfindung will geübt sein

Manchmal sind es mehrere Runden, die beide brauchen, um zu einer guten Entscheidung zu kommen. Vielleicht benötigt der Verstand eine andere Formulierung oder eine Umdeutung, um sich genauso wie die Emotion zu entscheiden. Oder vielleicht fehlt der Emotion eine entsprechende Referenzerfahrung, um sich genauso wie der Verstand zu entscheiden. Ich wünsche Ihnen resiliente Entscheidungen in Einklang mit Herz und Verstand!

Stefanie-Diehl

Stefanie Diehl

Die Voraussetzungen für kluge Entscheidungen habe ich schon früh gelernt. Mein Eltern waren diesbezüglich gute Vorbilder, eine Hälfte sehr am Verstand orientiert und die andere Hälfte sehr emotionsbezogen. So dass ich in meiner Entwicklung lernen konnte, beides zu vereinen und meine Selbstverantwortung zu leben. Das klingt einfacher als es ist. Auch ich glaubte in der Vergangenheit daran, dass der Verstand die Führung übernimmt und die emotionale Ebene nur „stört”. Zwischenzeitlich habe ich gelernt, meine Körpersignale und meine Gefühle für mich hilfreich einzusetzen. Dafür bin ich dankbar. Ich freue mich auf Ihr Feedback und wünsche Ihnen viele kluge und resiliente Entscheidungen!

diehl@resilienzforum.com

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