Trauma und Trauer brauchen einen Platz in unserem Leben

Die Ereignisse in Berlin rücken das Leben wieder einmal in seinen Relationen zurecht. Mein  Beileid und Mitgefühl gehört in diesen Stunden allen direkt und indirekt vom Anschlag in Berlin betroffenen Menschen und deren Angehörigen. Und damit auch den Menschen, die nicht am Schauplatz waren, aber in Berlin leben und deren Angst vor weiteren Anschlägen steigt. Und damit auch allen anderen Menschen, die weltweit von Krieg, Terror, Hilflosigkeit und der Willkür des Hasses berührt werden.

Die VUCA Welt tobt vor unserer Haustüre und wir sind mehr denn je gefragt Agilität nicht nur als Worthülse vor uns hinzutragen, sondern authentische und neue Wege zu finden, eine tiefe, in uns ruhende, innere Sicherheit wiederzufinden und unsere Potentiale an Kreativität, Anpassungsfähigkeit und Resilienz zu stärken – ob persönlich oder als Unternehmen.

Als ich vor 3 Jahren, gemeinsam mit Frank Alkenbrecher, das Buch „Resilienz: mit Sicherheit stark durch die Krise“ geschrieben habe, konnten wir nur ansatzweise erahnen, wie wichtig das Thema „Innere Sicherheit“ für uns alle noch werden wird. Und zwar nicht verstanden als innenpolitische Aufgabe, sondern als eine höchst persönliche Aufgabe.

Mehr denn je werden wir mit der Verletzlichkeit, Unsicherheit,  Komplexität und Mehrdeutigkeit unserer Zeit leben müssen. Wir werden keine verlässlichen Antworten von offiziellen Stellen und nur begrenzte Sicherheit und Schutz von außen erwarten dürfen. Wir werden einen persönlichen und individuellen Weg finden müssen, mit Angst, Unsicherheit und der Uneindeutigkeit einer Zeit leben zu müssen, in der die Momente des Krieges und des Friedens immer weniger – zeitlich und räumlich – klar voneinander zu trennen sind.

Pauline Boss, Trauma, Resilienz und der uneindeutige Verlust

Wir werden in Krisenzeiten sowohl unberechenbares und schweres Trauma als auch ungeahnte Momente des Glücks, der Solidarität, der Hilfe und des Mitgefühls erfahren. Terroranschläge gehören zu den wohl schlimmsten Quellen eines kollektiven Traumas, welches uns in tiefe und nachhaltige Veränderungs- und im besten Falle auch Selbstheilungsprozesse entlässt.

Die Frage ist, wie können wir als Resilienz-Trainer, -Berater und Therapeuten uns selbst und unsere Klienten dabei unterstützen, mit diesen unfassbaren Ereignissen besser fertig zu werden und dem Trauma einen angemessenen Platz im Leben zu geben? Ich möchte allen Beratern und Therapeuten in diesem Zusammenhang das so wichtige und wundervolle Buch von Pauline Boss „Verlust, Trauma und Resilienz: Die therapeutische Arbeit mit dem „uneindeutigen Verlust“ ans Herz legen. 

Es basiert unter anderem auf ihren Erfahrungen und ihrer Arbeit mit den Angehörigen nach den Anschlägen des 11. September in New York. Ob wir wollen oder nicht – die Auseinandersetzung mit der Bewältigung von Trauma wird immer stärker in den Mittelpunkt unserer Arbeit rücken. Und wir sollten gut darauf vorbereitet sein.